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(Frage Apache) Wie bist Du auf Nora gekommen?
(Johannes Maria Brunner)
Das ist schon ein paar Jahre her. Ich hatte gerade mit der Arbeit am Drehbuch begonnen, als mir in der Stadt eines dieser riesigen Sternenfänger-Plakate mit Nora auffiel. Daraufhin habe ich mir die Serie einmal angesehen und fand sie recht atmosphärisch. Kurze Zeit später entdeckte ich Nora dann zufällig auf MTV - und da wurde es interessant. Immerhin ist ihre Rolle in Sternenfänger sehr still, fast melancholisch - während sie als Moderatorin ja äusserst extrovertiert und unbekümmert auftritt. Diesen Kontrast fand ich extrem spannend!
(Frage Apache) Gab es Schwierigkeiten oder Unvorhergesehenes bei den Arbeiten?
(Johannes)
Die größte Herausforderung war es, einen geeigneten Zeitpunkt für den Dreh zu finden. Nora ist ja mehr als beschäftigt und hinzu kamen noch gut 40 andere Beteiligte. Abgesehen davon hatten wir für den Vorfilm keine Zeit zu proben, wir konnten nur ein paar Mal telefonieren. Nora musste also sehr spontan und intuitiv an die Sache herangehen - was aber erstaunlich gut funktionierte. Klar, manchmal gab es Situationen, da war festzustellen, dass es noch Klärungsbedarf gibt - z.B. bezüglich der Hintergründe ihrer Rolle... Alles in allem war es aber eine konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit. Nora ist sehr professionell und man hat eine Menge Spaß, wenn man mit ihr dreht.
(Frage Apache) Was hast Du vorher gemacht, bzw. wie bist Du nun zu Deinem ersten großen Film gekommen?
(Johannes)
Ursprünglich wollte ich Schauspieler werden, weshalb ich in München sogar eine Schauspielakademie besucht habe. Allerdings musste ich bald einsehen, dass mir das Schreiben und Inszenieren viel mehr liegt - meine ersten Filmchen habe ich schon mit 13 gedreht. Somit habe ich nach der Ausbildung eine eigene Videoproduktion gegründet, mit der ich seitdem mein Geld verdiene. Gleichwohl war es von Anfang an mein Ziel, irgendwann Spielfilme zu machen. Um Erfahrung zu sammeln habe ich also seit 2002 sechs Kurzfilme gedreht - und parallel dazu das Drehbuch zu "Anatomie der Dämmerung" geschrieben und gegenüber Produzenten vorgestellt. Nachdem sich die ersten Kontakte zerschlagen hatten kam diesen Sommer die liechtensteiner Firma Staedtlefilm auf mich zu, die über einen Zeitungsartikel von meinem Projekt erfahren hatte. Ich habe ihnen das Drehbuch geschickt, worauf sie sofort angebissen haben. Wir haben uns getroffen und die Chemie stimmte einfach perfekt. Da die Filmindustrie in Liechtenstein noch in den Kinderschuhen steckt, haben sie mir den Vorschlag gemacht, zuerst einen Vorfilm zu drehen, mit dem wir den Spielfilm präsentieren können. Ich habe also Nora und den männlichen Hauptdarsteller Andreas Hoppe (Tatort) gefragt, ob sie dazu bereit wären - und glücklicherweise haben beide sofort zugesagt! Nun ist dieser Trailer gedreht und ab Ende des Jahres starten wir in die Finanzierung des Spielfilmes...
(Frage MM) Wie klappt es denn so mit der interkulturellen/sprachlichen Verständigung am Set? In den Radiointerviews ist dem geneigten Hörer aus dem hochdeutschen Sprachraum zunächst nur schwer zu vermitteln, dass der Moderator eine gewisse Form von Deutsch spricht, die ja schon mehr als nur einen Dialekt darstellt.
(Johannes)
Glücklicherweise sind die meisten Liechtensteiner problemlos in der Lage Hochdeutsch zu sprechen. Abgesehen davon verstehe ich inzwischen auch den Dialekt recht gut.
(Frage MM) Wo wir schonmal dabei sind: In welcher Sprache wird gedreht, Hochdeutsch oder Liechtensteiner Dytsch - oder dreht jeder in seiner "Muttersprache" und der Film wird hinterher entsprechend nachsynchronisiert?
(Johannes)
Da der Film in München spielt und (mindestens) im gesamten deutschsprachigen Raum veröffentlicht werden soll, drehen wir natürlich dialektfrei. Die meisten der Schauspieler sind auch Deutsche.
(Frage MM) Ich bin ein wenig verwundert darüber, dass der Film anscheinend nicht auf 35mm gedreht wird. Ich bin davon ausgegangen, dass dieses Format in Kinoproduktionen (auch in teuren) Standard sei? Entstehen durch die exotische Technik (HD 24p) keine Nachteile?
(Johannes)
Ein wichtiger Punkt, über den wir auch lange diskutiert haben. Zuerst einmal: so exotisch ist diese Technik längst nicht mehr. Prominente Beispiele für Filme auf HD sind z.B. die neuen "Star Wars" Episoden oder "Collateral" von Michael Mann. Hinsichtlich der Auflösung, der Plastizität und Lichtempfindlichkeit ist die neueste Generation professioneller HD-Kameras dem klassischen 35mm inzwischen ebenbürtig. Zwar ist eine kinotaugliche HD-Kamera noch deutlich teurer als eine 35mm-Kamera, dafür ergeben sich diverse Vorteile in der Weiterverarbeitung des Materials, z.B. wenn es um digitale Effekte usw. geht. Ausserdem wird der Film nach Abschluss der Postproduktion auf 35mm ausbelichtet, wodurch wir nicht einmal auf das für Zelluloid typische Filmkorn verzichten müssen.
(Frage MM) Wie wahrscheinlich ist es, dass die Finazierung klappt und der Dreh im nächsten Sommer planmäßig ablaufen kann? (Auf Filfmförderfonds kann nicht zurückgegriffen werden?)
(Johannes)
Das ist das große Fragezeichen. Natürlich ist beabsichtigt, auf Filmförderungen zurück zu greifen, was allerdings erst möglich wird, wenn bereits ein bestimmtes Grundkapital vorgewiesen werden kann. Diese Gelder sollen von Firmen und Privatinvestoren in Liechtenstein bezogen werden. Da ein Filmprojekt dieser Größenordnung für Liechtenstein jedoch völliges Neuland ist, wird viel Uberzeugungsarbeit zu leisten sein. Aufgrund der Begeisterung, die uns während des Trailerdrehs 2006 in Liechtenstein entgegen getragen wurde, bin ich aber vorsichtig optimistisch.
(Frage raser21001) Wann kommt er in Deutschland raus?
(Johannes)
Das kann nicht einfach so entschieden werden. Da spielen auch Faktoren wie die Marktentwicklung, die Vorstellungen des Verleihers usw. eine Rolle. Angedacht ist aber das Frühjahr 2008.
(Frage raser) Was hat sie als nextes für projeckte vor?
(Johannes)
Sie dreht wohl noch dieses Frühjahr einen Mehrteiler für's Fernsehen und hat für den Sommer eine weitere Filmanfrage. Genaueres kann ich aber leider auch nicht sagen.
(Frage Apache) Nora hat ja eine vorgegebene Rolle - war sie sehr vordefiniert oder eher etwas freier auslegbar? Gab es eventuell Vorgaben, mit denen Nora nicht zurecht kam oder die sie schlussendlich anders dargestellt hat?
(Johannes)
Als Autorenfilmer habe ich natürlich sehr genaue Vorstellungen der Filmcharaktere. Ich bin zwar durchaus offen für Diskussionen, erwarte aber grundsätzlich eine möglichst exakte Umsetzung des Drehbuchs. In Noras Fall muss aber gesagt werden, dass ich ihre Rolle ja speziell für sie geschrieben habe, weshalb ich durchaus bereit war, mich auf Vorschläge ihrerseits einzulassen. Aber selbst wenn ich mal auf etwas bestehen musste, das ihrer Vorstellung vielleicht entgegenlief, sie hat stets sehr unkompliziert reagiert und wirklich das Beste daraus gemacht.
(Frage Apache) Gab es während des Drehs ungeplante Momente, die dann aber trotzdem auf Kamera festgehalten wurden? Beispielsweise für Szenen, die Spontanität fordern...
(Johannes)
Da wir für den Trailer ja nur wenige Szenenausschnitte gedreht haben, ergab sich dazu leider keine Gelegenheit.
(Frage Apache) War Nora mit den bisherigen Arbeiten zufrieden? Sieht sie sich regelmäßig an, wie sie war oder vertraut sie da auf Zusagen anderer - oder macht sie sich generell keine großen Gedanken darüber sondern spielt einfach "drauf los"?
(Johannes)
Da kann ich nur Vermutungen äussern, uber ihre bisherigen Filme usw. haben wir nur wenig gesprochen. Meinem eigenen Eindruck nach hat Nora aber in der Tat eine sehr entspannte, man könnte auch sagen uneitle Einstellung zu ihrer Arbeit. Ich habe nie erlebt, dass sie sich Sorgen darüber machte, wie sie persönlich gewirkt hat; es ging stets um die bestmögliche Darstellung ihrer Rolle. Eine großartige (und nicht selbstverständliche) Fähigkeit für eine Schauspielerin!
(Frage Apache) Kannst Du persönlich Nora mit jemandem vergleichen? Zum Beispiel in Bezug auf die Schauspielerei oder meinetwegen auch den Charakter...
(Johannes)
Ich glaube, Nora hatte in ihren bisherigen Projekten noch keine Gelegenheit, ihre darstellerischen Grenzen auszutesten. Daher ist es schwierig, den vollen Umfang ihrer Möglichkeiten einzuschätzen. Wie ich sie kennenlernen und in der Arbeit erleben konnte bringt sie aber ein enormes Potential mit. Sie beherrscht eine beachtliche Bandbreite von Aggression bis Melancholie, von intelligentem, manchmal derbem Humor bis hin zu tiefgehender, auch verführerischer Undurchschaubarkeit. Alles schauspielerische Qualitäten, wie ich sie z.B. auch bei Martina Gedeck beobachte und schätze.
(Frage Apache) Wie bekannt war Nora dem Rest der Crew? Oder hatte sogar schonmal jeder von ihr gehört?
(Johannes)
Absolut, soweit ich weiss war Nora jedem bekannt. Bei manch einem Crewmitglied dürfte sie sogar der Grund gewesen sein, mitzumachen ;-)
Erstaunt war ich, dass auch ein Großteil der liechtensteiner Bevölkerung Nora wiedererkannte. Bei einem der Aussendrehs konnte ich z.B. das Gespräch einiger Jugendlicher mitanhören, die darüber stritten, ob sie's nun ist oder nicht. Das war lustig.
(Frage Apache) Worin lag das Interesse von Nora bei diesem Film mitzumachen?
(Johannes)
Da antworte ich jetzt mal ganz selbstbewusst: in ihrer Rolle. Denn auch wenn der Trailer diesen Eindruck noch nicht erweckt, der Spielfilm hält einige echte Herausforderungen für sie bereit.
Die Fragen und Antworten wurden vom 18.11.2006 bis zum 16.02.2007 gesammelt. Vielen Dank an Johannes Maria Brunner für den Trailer und die vielen Informationen :) |
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